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Liebe Freunde der sinfonia.baden, liebe Musikinteressierte

In dieser sINFOnia-Ausgabe möchten wir Sie auf zwei Konzerte aufmerksam machen:
  • Unter dem Titel "In den Alpen" spielt die Sinfonia Baden am 17. November 2019 in der Trafohalle Baden ihr erstes Konzert aus dem Zyklus 2019/2020, den der musikalische Leiter Roman Blum unter das Thema Heimat gestellt hat. Namensgebend für das Konzert ist die Sinfonie Nr. 7 des Schweizers Joseph Joachim Raff. Solistin ist die Trompeterin Helena Hautle, die das romantische Trompetenkonzert von Oskar Wilhelm Böhme interpretieren wird.
  • Magnificat! Am 9. November 2019 gastiert der Kammerchor Wil mit seinem Jubiläumskonzertprogramm in der Stadtkirche Baden. Der Chor steht unter der Leitung Felicitas Gadient, der früheren Dirigentin der Sinfonia Baden. Am Konzert wirkt ein Instrumentalensemble mit, das sich aus Streichern der Sinfonia und weiteren MusikerInnen zusammensetzt.
Nachfolgend finden Sie weitere Informationen den Konzerten.
Wir freuen uns über Ihr Interesse und Ihren Konzertbesuch!

Celestino Padeste, sinfonia.baden
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Konzert der sinfonia.baden, Sonntag 17. November 2019, 17:00 Uhr, Trafohalle Baden
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Unsere Solistin: Helena Hautle, Trompete

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Helena Hautle, in Appenzell geboren, schloss im Herbst 2007 in Zürich ihren Master Pädagogik mit dem Prädikat „sehr gut“ ab. Anschliessend an das Studium war sie Gaststudentin an der renommierten Juilliard School of New York City/ USA. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz nahm Helena Hautle das Studium in Basel bei Prof. Klaus Schuhwerk in der Konzertdiplomklasse auf. Den Master of Arts Performance erlangte sie 2010 mit der Bestnote und dem Prädikat „mit Auszeichnung“. Sie war Praktikantin im Berner Symphonieorchester und sammelte ab 2012 während vier Jahren Orchestererfahrung als stellvertretende Solotrompete bei den Mannheimer Philharmonikern. Später entschied Helena Hautle das Probespiel um die Solotrompete des National Centre for Performing Arts, dem drittgrössten Orchester in China, für sich und hielt diese Position in Peking bis 2018 inne. Helena Hautle ist Zuzügerin verschiedener Orchester; u.a. dem Tonhalle Orchester Zürich, dem Orchester des Opernhauses Zürich, dem Kollegium Winterthur, der Kammerphilharmonie Graubünden und der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz.


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Musikalischer Nachwuchs

Einmal mehr zeigt sich, dass die Sinfonia Baden ein junges Orchester ist. So brachten 2019 bereits fünf Musikerinnen musikalischen Nachwuchs zur Welt. Herzliche Glückwünsche an die Geigerinnen Mirjam Arrell und Dina Ruflin, die Cellistin Judith Gerhard, die Klarinettistin Lorraine Blum und den Dirigenten Roman Blum sowie an unsere Konzertmeisterin Regula Gebhard. Die jungen Mütter planen, ab dem nächsten Konzert wieder in der Sinfonia mitzuspielen.
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Streicher der Sinfonia Baden begleiten den Kammerchor Wil

Im abwechslungsreichen Jubiläumskonzertprogramm des von Felicitas Gadient geleiteten Kammerchores Wil steht unter dem Titel "Magnificat!" der grosse Lobpreis Marias aus dem Lukas-Evangelium im Zentrum. Als Fürbitterin und Gottesmutter wird Maria im Christentum und anderen Religionen verehrt. So erklingen neben Lobpreisungen Gottes in verschiedenen Vertonungen des Magnifcats auch Werke, in denen Maria geehrt und als Beistand in der Not angerufen wird.
Das Magnificat von Baldessare Galuppi mit Solo-Sopran, Streichorchester und Hörnern bildet das Hauptwerk des Abends. Das Streichensemble der sinfonia.baden begleitet den Kammerchor Wil, Solistin ist die Sopranistin Maria C. Schmid.

Sa 9. November Stadtkirche Baden, 19h30
Sa 16. November Kreuzkirche Wil, 19h30
zur Webseite des Kammerchors Wil

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zum Konzertprogramm

«In den Alpen»

Haben Sie eine musikalische Heimat? Die Sinfonia Baden beantwortet diese Frage eindeutig mit ja, nämlich das klassisch-romantische Repertoire – natürlich in angemessener Besetzung und Schwierigkeit. In der aktuellen Konzertsaison hat sich das Orchester diese Frage aber auch im geografischen Sinn gestellt und sich auf die Suche nach Schweizer Komponisten und durch die Schweiz inspirierte Musik gemacht.

Gion Balzer Casanova (*1938) – La sera sper il lag
Der Laaxer Lehrer Gion Balzer Casanova vertonte eines Tages über Mittag zwei Strophen eines Gedichts von Flurin Camathias, welches die Schulhausfassade in Laax ziert. Heute ist diese meditative, eingehende Melodie so etwas wie die inoffizielle Hymne der Rätoromanen und als solche weit über die Schweiz hinaus bekannt. Das Gedicht beschreibt die Abendstimmung an einem Bergsee. Die Szenerie ist geprägt von Ruhe, Dunkelheit und dem Funkeln der vielen Sterne am klaren Himmel.
Die Sinfonia möchte den Zuhörerinnen und Zuhörern diese angenehme Entspanntheit in den Konzertsaal bringen. Die Musik soll aber weit mehr aufzeigen: Dieser schlichte Moment kann in vielen von uns grosse Gefühle wecken – vielleicht sind dies für die einen oder anderen unter uns auch Heimatgefühle.

Oskar Wilhelm Böhme (1870 – 1938) – Konzert für Trompete und Orchester op. 18
Oskar Böhme wurde 1870 in Deutschland geboren. Bereits während seines Studiums – nebst der Trompete erlngte Böhme auch Abschlüsse in Komposition, Musiktheorie und Klavier – startete er eine Solistenkarriere, welche ihn durch ganz Europa führte. 1898 emigrierte Böhme nach St. Petersburg, wo er wenig später, nach Annahme der russischen Staatsbürgerschaft, im Orchester des Marientheaters den Posten des Solotrompeters belegte. Böhme wurde in seiner neuen Heimat allerdings nicht glücklich: Obwohl kurz nach Kriegsbeginn zum Ehrenbürger der Stadt ernannt, musste er nach der Machtergreifung der Bolschewiki sein Orchesterengagement aufgeben. Er durfte als Dozent an der grossen Rimski-Korsakow-Musikschule unterrichten und ab 1930 im Orchester des späteren Gorki-Theaters wieder auftreten. Doch im Zuge des grossen Terrors unter Joseph Stalin wurde der ehemals deutsche Trompeter 1935 an die kasachische Grenze deportiert und dort 1938 erschossen.

Der Trompeter Claude Rippas und die Sinfonietta Schaffhausen unter der Leitung von Paul Haug liessen Böhmes virtuoses Trompetenkonzert vom Arrangeur David Angel neu instrumentieren. Während das originale Konzertstück ein grosses romantisches Orchester verlangt, reduzierte Angel das Ensemble auf die Besetzung eines Kammerorchesters. Dank der Vermittlung von Paul Haug darf die Sinfonia Baden auf die verkleinerte Version zurückgreifen.

Oskar Böhmes Konzert schliesst eine Lücke im Repertoire: Kein einziger bedeutender Komponist der romantischen Ära hat ein Solokonzert für Trompete geschrieben. Für mehr als ein Jahrhundert fehlt diesem Instrument die solistische Literatur mit Orchesterbegleitung – mit diesem Konzert als einziger Ausnahme. Das Orchester freut sich sehr, dieses spezielle Werk mit Helena Hautle, einer langjährigen Unterstützerin und Zuzügerin der Sinfonia, präsentieren zu dürfen.

Joseph Joachim Raff (1822-1882) – Sinfonie Nr. 7 in B-Dur «In den Alpen»
Joseph Joachim Raff wurde 1822 als Sohn deutscher Einwanderer in Lachen (Schwyz) geboren. Sein Vater, ein strenger Lehrer der Dorfschule und selbst begabter Musikant, liess ihm die erste musikalische Ausbildung angedeihen und schickte ihn später zu verschiedensten Lehrern der Region. Nach seiner eigenen Ausbildung zum Lehrer und ersten Anstellungen im Kanton Schwyz und in Rapperswil entschied sich Raff aber für eine Laufbahn als Pianist und Komponist. Da er alle sicheren Anstellungen aufgegeben hatte und seinen Lebensunterhalt verdienen musste, produzierte er als Komponist zuerst „wie am Fliessband“. Schnell bezichtigten ihn seine Kritiker der Vielschreiberei – ein Vorwurf, den er bis an sein Lebensende nie ganz loswurde. Meist sehr erfolglos und phasenweise auch obdachlos in Zürich unterwegs, kam es für Raff zu einer schicksalsträchtigen Begegnung mit Franz Liszt. Der weltbekannte Pianist gastierte in Basel und Raff erhielt die Gelegenheit, sich bei ihm vorzustellen. Von diesem Moment an blieben sich die beiden – wenn auch mit Unterbrüchen – stets freundschaftlich und musikalisch verbunden. Von 1849 bis 1856 lebte Raff bei Liszt in Weimar und hielt den Posten seines Privatsekretärs inne. In dieser Funktion gingen alle Liszt’schen Kompositionen vor dem Druck über seinen Schreibtisch. Bis heute ist nicht komplett geklärt, ob Raff nicht gar viele Instrumentationen für sein grosses Vorbild ausführte. Daneben arbeitete Raff immer intensiver und erfolgreicher an seiner eigenen Komponistenkarriere. Als er aber im Jahr 1856 ein Buch veröffentlichte, in welchem er Listz’s Schwiegersohn Richard Wagner zu kritisieren wagte, wurde er vom Künstlerzirkel der «Neuweimaraner» fallengelassen. Raff zog daraufhin nach Wiesbaden und startete dort seine erfolgreichste Zeit als Komponist.

Obwohl Raff als einer der führenden Köpfe der neudeutschen Schule gilt und er sich von all diesen Musikern wohl am intensivsten mit Werken anderer Komponisten auseinandersetzte, schrieb er keine sinfonischen Dichtungen wie Berlioz und Liszt, sondern blieb der Form der Sinfonie treu. Mit einer Ausnahme erhielten alle Werke programmatische Titel, so auch seine siebte Sinfonie. Im Juni 1875 schrieb der Tonsetzer eine Hommage an seine alte Heimat. Er beschrieb sein Werk «In den Alpen» einst selbst als Jugenderinnerung, wobei nicht bekannt ist, warum Raff gerade zu diesen Motiven greift. Im selben Jahr, kurz vor der Komposition, starb seine Mutter – vielleicht war dies der Auslöser für die Erinnerungen an seine Kindheit.

Das musikalische Gemälde «In den Alpen» zeichnet den Zuhörern als erstes ein grosses, eindrückliches Bergpanorama auf. Der erste Satz mit dem Titel «Wanderung im Hochgebirg» beschreibt die königliche Silhouette der höchsten Gipfel, die massiven, teils fast bedrohlichen Gesteine, aber auch die ruhigeren, weitläufigen Ebenen sowie den Marsch durch diese wunderbare, abwechslungsreiche Landschaft. Raff beweist mit dieser Musik sein fantastisches Gespür für das Spiel mit verschiedensten Klangfarben und Instrumentationen. Mit kleinen, aber deutlichen Effekten wie beispielsweise den wiederkehrenden Hornsignalen macht er es der Zuhörerschaft einfach, diese Musik als Beschreibung einer konkreten Landschaft zu verstehen.

Nach der Wanderung kehrt der müde Wanderer ein. “In der Herberge“ findet er eine lustige Gemeinschaft, die sich austauscht und die Stimmung geniesst. Raff beschreibt im zweiten Satz diese zwar müde, aber doch fröhliche Stimmung in einer Scherzo-Form mit Trio dazwischen.

Wie im ersten Stück des Konzerts beschreibt auch Raff in seinem dritten Satz «Am See» ein Gewässer im Gebirge. Die tiefen Instrumente des Orchesters zeichnen erst ein unheimliches, etwas düsteres Bild eines tiefen, ruhigen Wassers, welches immer mehr in Bewegung kommt. Nebst den kleinen Wellen auf der Wasseroberfläche malt der Komponist eine ruhige, ausgedehnte Landschaft, die zum Träumen einlädt.

In einem Gesamtbild der Schweizer Alpenlandschaft darf das Schwingfest nicht fehlen. Im vierten Satz der Sinfonie beschreibt Raff die fröhliche Stimmung „Beim Schwingfest“. Die Menschen versammeln sich, bevor die Schwinger in die Arena einziehen und die Kämpfe beginnen. Zum Abschluss beweist der Komponist noch einmal sein ganzes Können: Im Sinne eines kompletten Gemäldes schichtet er die wichtigsten und grössten Themen des ersten und vierten Satzes übereinander. Das Schwingfest wird zum Abschied in die Landschaft des Hochgebirges eingebettet.

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