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Liebe Freunde der sinfonia.baden, liebes Konzertpublikum, liebe Musikinteressierte,

wir freuen uns sehr, Ihnen mit dieser sINFOnia-Ausgabe über unser nächstes Konzert und über News aus dem Orchester zu berichten.
  • Unter dem Titel "Phantastereien" spielt die Sinfonia Baden am 20. März 2022 zum ersten Mal im umgebauten Kurtheater Baden. Ein Höhepunkt des zweiten Konzerts aus dem Zyklus 2021/2022 ist das Violinkonzert des ehemaligen Dirigenten der Orchestergesellschaft Baden, Robert Blum. Die Ennetbadener Solistin Fränzi Frick interpretiert das Werk.
  • Vorschau auf unser Junikonzert „Im Arvenwald“: Unter unserem musikalischen Leiter, Roman Blum, bringt die Sinfonia am 10. Juni 2022 in der Stadtkirche Baden eine Komposition für Schwyzerörgeli und Orchester zur Uraufführung. Komponist und Solist ist Dominik Flückiger. Das Orchester präsentiert zudem Auszüge aus der Schauspielmusik zu „Prinz Holmsky“ des russischen Komponisten Michail Glinka.
Wir freuen uns über Ihr Interesse und Ihren Konzertbesuch!

Ihre Sinfonia Baden
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"Phantastereien"
Frühlingskonzert der Sinfonia Baden
Sonntag 20. März 2022, 17:00 Uhr, Kurtheater Baden
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Unser Märzkonzert …

Zum offiziellen Frühlingsanfang am 20. März 2022 dürfen wir Sie in „blumige Phantastereien“ (Quelle: Feller, E., „Blumige Phantastereien“, Aargauer Kulturmagazin AAKU, März 22, S. 13) entführen. Am Konzertabend dürfen Sie sich auf ein Programm freuen, das entsprechend seinem Titel „Phantastereien“ der Wirklichkeit entrückte Träumereien zaubert, die Vorstellungskraft seiner Komponisten spiegelt und kreativen Raum zum Zuhören schafft.
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Unter der Leitung von Roman Blum (links) interpretieren Fränzi Frick und die sinfonia.baden das Violinkonzert von Robert Blum, dem ehemaligen Dirigenten des Orchesters.

In der für Mozart typischen Leichtigkeit starten wir mit der Ouvertüre zum Singspiel „Der Schauspieldirektor“ in den Konzertabend. Ein besonderer Höhepunkt des Programms und unseres Jahreszyklus ist das anschliessende Violinkonzert Robert Blums. Er komponierte das Werk vor über 30 Jahren eigens für die Sinfonia. Die Ennetbadener Solistin Fränzi Frick interpretiert das Violinkonzert.
Aus dem vorangegangenen Jahreszyklus „Heimat“ ist vielleicht dem einen oder anderen Konzertbesucher das Schaffen des Schweizer Komponisten Joseph Joachim Raff in Erinnerung. Im Programm haben wir diesmal die Cavatina für Violine und Orchester.
Den Konzertabend beschliessen wir mit Robert Schumanns „Bilder aus Osten“. Inspiriert von persischen Gedichten entstanden sechs fantasievolle Stimmungsbilder.

Unsere Solistin
Nach Studien in der Schweiz und in den USA unterrichtete Fränzi Frick während 20 Jahren als Violinlehrerin an der Musikschule Konservatorium Zürich MKZ. Seit dem Jahr 2000 ist sie ebenfalls Dozierende für Fachdidaktik Violine/Viola an der Hochschule der Künste in Zürich ZHdK. Seit 2019 führt sie eine private Geigenklasse in Zürich und Ennetbaden. Ein besonderer Schwerpunkt bildet neben vielen Projekten die Arbeit mit den allerjüngsten Virtuosen. Daneben unterrichtet sie an diversen Kursen im In- und Ausland.
Fränzi Frick tritt regelmässig als Kammermusikerin mit ihrem Streichquartett «le donne virtuose» auf. Seit der Saison 2019 hat sie mit ihrem Mann Oliver Schnyder die künstlerische Leitung des Musikfestivals Lenzburgiade Klassik und Folk International inne.

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Ein arbeitsreicher Fasnachtssonntag…

Während andern Orts Guggenmusik und Maskentreiben einen fröhlichen und sonnigen Sonntag versprachen, zogen sich die Musizierenden der Sinfonia zur Klausur in ihre Probenräumlichkeiten zurück. Den ganzen Tag wurde gefeilt, intoniert, diskutiert und konzertiert. Für gute Stimmung und persönliche Pausengespräche sorgte eine liebevoll aufgebaute Kaffeebar aus dem Kreis unserer Cellisten. Denn das zeichnet die Sinfonia aus: Der Zusammenhalt und das Engagement ihrer Mitwirkenden, aber auch das Verständnis und das Interesse der Familien, die Probenzeit und intensive Konzertvorbereitung zu unterstützen, nicht zu vergessen die Hilfe durch Angehörige und Freunde für die Konzertorganisation.
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Musikalischer Nachwuchs

… und last but not least freuen wir uns über weiteren Nachwuchs aus den Orchesterreihen. Wir gratulieren herzlichst unserem Musikerpaar Ana Šuštar (Cello) und Tomaž Šuštar (Kontrabass) zur Geburt ihres Sohnes Natanael. Beide Musiker sind mit Herz und Familie der Sinfonia treu verbunden.
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zum Konzertprogramm

«Phantastereien»

Robert Blum: Konzert für Violine und Orchester (1985)
Robert Blum war 56 Jahre musikalischer Leiter der Orchestergesellschaft Baden (OGB). Er prägte damit nicht nur das Orchester, welches heute unter dem Namen sinfonia.baden eines seiner Werke interpretiert, sondern auch die Musikwelt von Baden im Allgemeinen.
Als Komponist gehörte Blum zur Generation, welche die neuen Stiltendenzen in der Schweiz etablierten. Genauso wichtig für sein kompositorisches Schaffen war die Auseinandersetzung mit alter Musik. Sein Verständnis für eine lineare Schreibweise baute er dabei in seine eigenen Kompositionen ein. Auch im Violinkonzert ist dies ein wichtiges Element.
Robert Blums Oeuvre enthält zahlreiche Orchester- und Kammermusikwerke, Solokonzerte und Vokalmusik. Umfangreich ist auch sein Schaffen für den Schweizer Film («Anne Bäbi Jowäger», «Die sechs Kummerbuben», «Gilberte de Courgenay», «Heidi», «Uli der Knecht» u.a.). Das 1985 komponierte Violinkonzert war dem damaligen Konzertmeister und ersten Solisten Jörg Baur, dem Dirigenten der Uraufführung André Jacot und dem damaligen Präsidenten der OGB Max Villiger gewidmet. Das Werk vereinigt auf wunderbare Weise die für Blum so wichtigen zwei Tendenzen – lineares Denken und Anspielungen an seine Filmmusik.
Im ersten Satz sucht das Orchester nach der musikalischen Linie, und darf sich dabei von der Solovioline führen lassen. Immer wieder gesellen sich neue Duettpartner zur Solovioline. Manchmal entwickelt sich ein Walzer aus vielen, undurchdringlichen Linien, und man könnte sich auch in einem grossen Hollywoodfilm wähnen.
Nach einer wilden Kadenz und einem kurzen musikalischen Durchatmen kocht das Walzergefühl noch einmal hoch, um sich dann abrupt zu beruhigen und wieder mit der anfänglichen Suche zu beginnen.
Der zweite Satz beginnt mit zarten Linien, die zwischen Bläsern und Streichern hin- und hergegeben werden. Darüber singt die Violine ihre feine Melodie. Eine Hornfanfare beendet dieses Spiel und die Musik wird augenblicklich romantisch-kraftvoll. Wieder werden Motive und Melodien von verschiedensten Instrumenten imitiert, wird der Klang aufgebauscht und die Solovioline quasi übertönt. Das Orchester muss regelrecht abbrechen und mit feinsten pianissimo-Klängen neu ansetzen, sodass das Spiel von neuem beginnen kann. Nach dem zweiten Abbruch folgt eine weitere Kadenz, diesmal wirkt sie aber beruhigend und lässt das Orchester den Satz friedvoll ausklingen.
Der dritte Satz, schwungvoll trotz vielen unregelmässigen Rhythmen, braucht keine dramatische Anlaufzeit. Das Orchester legt einen energiegeladenen Teppich für die Solistin aus und kommentiert zwischen den Soloeinwürfen mit rondoartigen Antworten. Nach einem Mittelteil, den der Komponist mit «quasi alla marcia» überschreibt, kehren die unregelmässigen Rhythmen zurück. Gegen Ende des Satzes werden sie aber immer mehr «begradigt», ohne dass sie freilich an Energie einbüssen. Mit einem wuchtigen Schluss – durchaus einem romantisch gedachten Konzert würdig – endet Robert Blums Werk.
Für die Sinfonia Baden ist Blums Violinkonzert ein grosser Glücksfall und weitaus mehr als eine schöne Erinnerung an ihren langjährigen Dirigenten. Ein grosses Dankeschön gebührt auch Jörg Baur. Er unterstützte uns bei der Wiederaufnahme mit seinen Ideen und Erinnerungen an die Zusammenarbeit mit Robert Blum. Besonders gefreut haben wir uns auf die Zusammenarbeit mit unserer Solistin Fränzi Frick, die sich begeistert in die gewaltige Arbeit gestürzt und das Orchester mit ihrem Spiel regelrecht mitgerissen hat. Wir freuen uns sehr auf diese in jeglicher Hinsicht spezielle Aufführung.

Joseph Joachim Raff: Cavatina für Violine und Orchester Op. 85 No. 3
Eines der wohl berühmtesten und bis heute meist aufgeführten Werke von Joachim Raff ist die Cavatina. Das Stück entstammt ursprünglich einem grösseren Werk: Raff schrieb 1859 die «Six morceaux pour violon et piano», als Opus 85 wurden sie verlegt. Die Nummer drei, die Cavatina, ist seither in zahlreichen Bearbeitungen erhältlich – eine der bekanntesten darf die sinfonia.baden präsentieren.

Robert Schumann: Bilder aus Osten Op. 66 (orch. Carl Reinecke)
Robert Schumann las 1848 eine Übersetzung des Dichters und Orientalisten Friedrich Rückert: Die Makamen des Hariri. In dieser epischen Dichtung werden die Abenteuer eines wunderlichen Helden, Abu Sei’d, erzählt, den man am ehesten mit dem westlichen Till Eulenspiegel vergleichen könnte.
Robert Schumann inspirierten diese Texte zu sechs musikalischen Stimmungsbildern, gesetzt für Klavier vierhändig. Der Komponist spielte sein Werk in privatem Rahmen anfangs 1849 mit Carl Reineke in Leipzig. Er ermunterte Reineke, die Stücke zu instrumentieren.
Das originale Werk wurde im Kreise der Schumanns regelmässig gespielt. Öffentlich uraufgeführt wurde es allerdings erst 1862 in Wien. Reineke nahm sich Schumanns Vorschlag zu Herzen. 1874 präsentierte er seine Orchestration in Meiningen.
Die sechs Stücke sind ausdrücklich keine Programmmusik. Es lassen sich keine bestimmten Textpassagen den einzelnen Sätzen zuordnen. Eine Ausnahme ist der letzte Satz: Schumann soll dabei an die letzte Makame gedacht haben, wo der Held der Geschichte im Sterben liegt und über sein Leben philosophiert. Bereut er seine Taten? Oder empfindet er sein Leben als Triumph?
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